Da die Welt ja ohnehin verrückt spielt, ist wohl nichts gegen einen poetischen Ausflug in die Dystopie einzuwenden, oder? Wie dem auch sei, hier ist er 😉

 

Winde peitschen um die Mauern,

peitschen stark und schnell,

sehen in Ecken Ratten kauern,

denn ein Blitz zuckt hell.

 

Zwischen schmutzigen Ruinen

sind die Straßen leer gefegt,

keiner singt mehr von „den Kühnen“,

weil sich kaum noch wer bewegt.

Hastig patschen durch die Pfützen

Füße, lebend, aber kalt,

die Augen unter dunklen Mützen:

Das Versteck gibt ihnen Halt.

 

Diese tote, alte Stadt

ist einmal ihr Heim gewesen,

bevor man sie erobert hat,

in Büchern ist davon zu lesen.

 

Ja, für diese jungen Geister

scheint die Welt von einst sehr fern.

Von oben herrscht ein neuer Meister

und Angst dient dem Besetzungsherrn.

 

Gegen diese fremden Mächte 

kamen Staaten nicht zum Zug,

Mut und Taktik, die Gefechte:

Bomben waren nicht genug.

 

Im Norden, Wüsten, Bergwaldland,

In Städten und der tiefen See

ist das Ackerland verbrannt

und die Spuren deckt der Schnee.

 

Doch im dunklen Kellerzimmer

haben Menschen sich verborgen.

Die Augen auf den Hoffnungsschimmer,

so kämpfen sie, für’s neue Morgen.

 

Um die nächste Ecke biegt

ein Trupp, der auf den Weltraum schwört.

Hör hin, die erste Kugel fliegt,

Weil unsre Erde ihm gehört.

 

In die Regenbogenpfützen

sickert langsam warmes Blut,

zurückgelassen von den Schützen,

für die es nichts zur Sache tut.

 

Doch im ersten Licht der Sonne,

das auf Wachsgesichter fällt,

kriecht aus einer Wassertonne

ein Jemand, der die Leichen hält.

 

Und mit drückend schwerem Schweigen

bringt man diese Freunde heim:

Sie sollen nicht im Freien bleiben, 

kein Futter für die Raben sein.

 

So lange Menschen Menschen bleiben,

und auch in einem bösen Jahr

sich nicht der Grausamkeit verschreiben,

so lange bleiben sie noch da.

 

Und wenn wenn sie nun mit leisem Gruß

die Toten in den Fluss entlassen,

stehen sie doch auf festem Fuß,

weil sie sich an den Händen fassen.