Autorenblog

Monat: August 2019

Jenseits der Träume Lore – Der „Zyklus der Äonen“

(…) was in Stein gemeißelt worden war, durften spätere Generationen nicht auslöschen. Nur Ergänzen.

Die Insel der drei völker – der blaue Säbel, S.305

Auf der vergleichsweise kleinen Insel „Jenseits der Träume“ leben drei verschiedene Bevölkerungsgruppen recht eng beieinander – ihre Hauptsiedlungen liegen nicht viel weiter als ein oder zwei Tagesreisen auseinander, von der Geschwindigkeit des Reisenden und seinem Willen, ans Ziel zu kommen, anhängig.

Trotzdem hat sich in jeder dieser drei Siedlungen über Jahrhunderte hinweg eine Gesellschaft entwickelt, deren Kultur, Wertvorstellungen und Traditionen zwar im Kontext zu den jeweils anderen stehen, aber dennoch eigenständig voneinander sind. Das gilt vor allem für die Meerjungfrauen, die als einziges der drei Völker nicht zur Gruppe der Elfen gehören, im allgemeinen über ein tendenziell verschlossenes Naturell verfügen und geographisch durch ihren Lebensraum in der Bucht abgeschottet sind.

Eine dieser speziellen Eigenarten, die die Bewohner von Walla a Leua tief in ihrer Kultur verwurzelt haben, ist ihre Art mit Schriftzeugnissen umzugehen.

Nun, es ist nicht so, als würden sie Akten oder Bücher sammeln, denn in der Dunkelheit ihrer Heimat ist beschriebenes Papier ungefähr genau so wertvoll wie Feuerholz – was für eine Spezies, die gelinde gesagt, allergisch auf Hitze reagiert, ziemlich nutzlos bedeutet. Stattdessen haben sie schon in sehr früher Zeit angefangen, ihre Geschichten und Erlebnisse, alles, was die Mühe wert schien, in die Steinwände ihrer Behausungen zu ritzen – und zwar in großen Zeichen, damit ihr erstaunlich genauer Unterwassersinn, der Schwingungen in der Luftschicht um sie herum wahrnimmt und daraus ein Bild ihrer Umgebung herstellt, die Buchstaben erfassen konnte. 

Viel Interessanter ist jedoch, dass sie, an irgendeinem Punkt ihrer Geschichte, ein Gesetzt aufstellten, dass es ihnen verbot, irgendeine dieser Aufzeichnungen zu vernichten. Wieso, das hat keiner aufgeschrieben oder weitererzählt, aber es geht wohl darauf zurück, dass es einen allgemeinen Konsens unter den Meerjungfrauen darüber gab , dass Informationen über die Vergangenheit zu wichtig waren, um verloren zu gehen, und in Ehren gehalten werden sollten. Anfangs war es nur eine Regel unter vielen, genauso wie das obligatorische Verbot, nicht zu stehlen, das wohl in den meisten Kulturen existiert, aber im Laufe der Zeit wuchs es in den Köpfen der nachfolgenden Generationen geradezu zu einem Naturgesetz heran. Die Meerjungfrauen zu Alinas Zeiten kennen nicht einmal mehr eine Strafe dafür, alte Steinzeichnungen zu vernichten, einfach, weil alleine die Vorstellung dass jemand sich zu so etwas hinreißen ließe so undenkbar geworden ist.

Unter genau diesen Umständen ist eines der bedeutendsten Stücke der merjuanischen Literatur entstanden: Der sogenannte „Zyklus der Äonen“.

So ziemlich jede Meerjungfrau in Walla kann zumindest Ausschnitte dieses Brockens an Dichtkunst auswendig aufsagen, und Teile des Stückes sind über die ganze Stadt verteilt, in mehrfacher Ausführung. Spricht eine Meerjungfrau vom „Zyklus“ ist es allerdings am wahrscheinlichsten, dass sie damit auf die große Mauer auf dem Marktplatz, auf der er in voller Länge eingraviert ist, anspielt.

Der „Zyklus“ hat keinen bestimmten Autor. Er besteht vielmehr aus einer Sammlung von Dichtungen, die durch die verschiedensten Epochen hinweg von unterschiedlichen Meerjunfrauen verfasst wurden. das bedeutet, dass er als gutes Zeitzeugnis für über tausend Jahre von Wallas Geschichte taugt – er zeigt, was die Buchtbewohner all dieser Zeiten beschäftigte und bewegte, und wie sie damit umgingen. Nicht selten sind daher auch eine oder mehrere Passagen nicht mit dem aktuellen Weltbild oder der aktiven Politik des Königshauses kompatibel… So findet sich einige Verse, die eine Partnerschaft mit den Lichtelfen im Süden anpreisen, in den frühen Zeilen des „Zyklus“, die vor allem zur Zeit von „Der blaue Säbel“ Unmut unter den Meerjungfrauen erregten. 

Obwohl man nichts herausstreichen darf, ist der „Zyklus“ allerdings nicht vor Kommentaren geschützt. Denn Ergänzen, das ist im antiken Gesetz ausdrücklich erlaubt, und so kommt es immer wieder vor, dass man in den Gassen Walla a Leuas an Versionen der Sammlung vorbeistreift, die mit Kommentaren, persönlichen Meinungen oder schlicht Geschmiere gerade zu zugebaut sind… Der Originaltext bleibt jedoch  immer weitgehend erhalten.

 

Nur an die große Wand am Markt, an die traut sich wirklich kaum jemand heran… 

Aber schließlich gilt auch für das Geschmiere: Es ist in Stein gemeißelt. Es bleibt, denn keine Meerjungfrau würde jemals Hand daran legen.

Und wer würde schon wollen, dass irgendein wütender Kommentar, den man nachts um drei auf dem Nachhauseweg von sonst irgendwo her neben ein Stück antike Literatur gekritzelt hat, auf ewig an einem Ort zu sehen ist, den jeder, den man kennt und jemals kennen wird oder gekannt hat beinahe täglich besucht?

 

In diesem Sinne, eine schöne Woche!

 

Poetische Lückenfüller #6 – Back to school

In mehr und mehr Bundesländern startet die Schule in ein neues Jahr, was bedeutet, dass jetzt auch alle, die in diesem Bereich arbeiten/ selber noch zur Schule gehen, zurück in den Trott von „frühmorgens aufstehen“ und „Etwas tun“ fallen müssen… kann es also eine bessere Zeit für ein kleines Gedicht geben?

Müde Menschen meistern leise

ihre „schnell zur Arbeit!“ – Reise

Bahnen bimmeln, Eltern stöhnen

während die Autohupen dröhnen.

Reicht der Tee wohl noch bis vier, und- ?

Der Schlüssel steckt noch in der Tür!

Hastig kramen, Karten suchen

beim Schaffner kleinlaut Tickets buchen

Die Ampel ist mal wieder rot,

bei Blitzlicht, das mit Bußgeld droht,

Gedankenkraft liegt noch im Kissen,

hat sich vom Kopfe losgerissen,

und von all den tauben Sohlen,

die hastig einen Kaffee holen.

Die Menge flucht und ärgert sich,

da, in da Mitte, gehe ich.

 

Eine produktive Woche euch allen!

Rückblick auf ein Jahr Selfpublishing

Jetzt, wo mein Buch bereits ein Jahr lang durch die Hinterstraßen des Internets treibt ( hatte ich das eigentlich schon erwähnt? 😉 ), dachte ich mir, dass es doch mal an der Zeit wäre, genau diesen Zeitraum mal etwas näher zu betrachten und zu schauen, wie diese ganze Sache eigentlich für mich gelaufen ist. Also holt die Spiegel raus, Leute, es ist Zeit für ein bisschen Selbstreflexion.

Von einem Arbeitsstandpunkt aus gesehen ist das, was einen nach der Veröffentlichung am meisten beschäftigt natürlich das Marketing – und das ist in etwa so ein Gefühl, als müsste man mit einem kleinen Stöckchen eine Kokosnuss aufbrechen. In einem Video eines englischsprachigen Youtubers ist mir in diesem Zusammenhang mal das Bild eines Männchens, dass mit dem Kopf gegen eine Mauer schlägt, untergekommen – sehr passend, wie ich finde. Nichtsdestotrotz, man gibt immer sein Bestes. Hier einmal die Maßnahmen, die ich ergriffen habe und wie es gelaufen ist:

  1. Dieser Blog. Als eine Art begleitendes Medium ist auch dieser Blog natürlich eines der Mittel, mit denen ich versuche, meinem Buch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ich habe mir das letzte Jahr über Mühe gegeben, ihn so regelmäßig wie möglich zu führen ( Davon, dass dieser Beitrag nur mit viel Optimismus überhaupt noch am Montag hochgeladen wird, obwohl es eigentlich der Samstag sein sollte, nehmen wir jetzt einfach mal keine Notiz) und ihn abwechslungsreich zu gestalten ( Auch, dass das hier nun schon der dritte Beitrag ist, der den einjährigen Geburtstag des Buches thematisiert, wird von der Autorin gekonnt ignoriert ). Bedauerlicherweise hat er nur wenige Leser, wird seiner ursprünglichen Aufgabe also nicht ganz gerecht. Allerdings macht es mir großen Spaß, die kleinen Artikel zu verfassen und einfach ein wenig über Dinge zu schreiben, die für mich gerade Relevanz haben – also pfeifen wir mal bitte eben auf Aufmerksamkeit und geben diesem Format ein paar Spaß-Bonuspunkte 🙂
  2. Mein nächster Versuch, Leser zu erreichen, war damals, Blogger zu kontaktieren. Ich hatte das Netz bereits im Vorfeld der Veröffentlichung nach Buchblogs, die meinem Genre zu passen schienen, durchforstet. Ich habe bestimmt Stunden, ach was, Nachmittage, damit zugebracht, alte Beiträge zu lesen und abzuschätzen, ob dies eine passende Person sein könnte – nur um all das schnell wieder über den Haufen zu werfen. Entweder fühlte sich irgendetwas am Buchgeschmack der Blogger nicht ganz richtig an, oder sie wurden immer inaktiver, je länger ich sie beobachtete… auf die eine oder andere Weise realisierte ich schnell, dass ich auf diesem Weg nicht weiter kommen würde. Ich versuchte also einen anderen Trick: Bei meinen Recherchen war ich auf die Seite „Rezi-suche“ gestoßen, auf der sich sowohl Autoren als auch Blogger registrieren konnten. Ich fand die Idee damals klasse und konnte auch keine negativen Meinungen zu dem Konzept auf anderen Blogs finden, also probierte ich es aus. Anfangs war ich auch ziemlich begeistert – ich selbst habe eine ziemlich positive Bewertung hier auf dieser Seite geschrieben. Allerdings muss ich sagen, dass ich diese positive Meinung nach einiger Zeit revidieren musste. Ich bin zwar mit vielen Bloggern in Kontakt gekommen und habe viele Bücher verschickt, nach knapp einem Jahr ist daraus jedoch nur eine Rezension geworden. Keine besonders gute Bilanz.
  3. Wesentlich bessere Erfahrungen hatte ich da mit meinen Buchaktionen auf Lovelybooks. In der Leserunde, die ich im letzten Herbst veranstaltet habe, bin ich mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen und habe wahnsinnig hilfreiches Feedback zu meinem Buch bekommen. Fehler, die mir selbst gar nicht aufgefallen waren, wurden mir freundlich vor Augen geführt, sodass ich sie für den nächsten Band notieren konnte. Die Interaktion mit den Lesern war einfach super, und ich halte es für eine Möglichkeit, die man als Autor unbedingt wahrnehmen sollte. Auch die Buchverlosung, die momentan läuft, ist auf gute Resonanz gestoßen. Auf jeden Fall sehr schön.
  4. Mein jüngster Versuch der Öffentlichkeitsarbeit ist mein Twitteraccount @FraukeMahlmann. Auch hier ist nicht sonderlich viel los, aber es ist auf jeden Fall ein gutes Erlebnis, im Internet auf weitere Autoren zu stoßen. Die kleine Community zu entdecken ist es definitiv wert gewesen. Und ich stehe was das angeht ja noch ganz am Anfang. 

Abgesehen davon habe ich viel Unterstützung von anderen Leuten erhalten wie zum Beispiel von Lehrern (https://frauke-maehlmann.de/welcome-back-everyone ) oder Freunden. Aber um ehrlich zu sein: Irgendwie habe ich schon fast wieder vergessen, dass ich ein Buch veröffentlicht habe. Jedenfalls ist das schon lange nicht mehr das erste, was mir durch den Kopf schießt, wenn ich schaue, was in meinem Leben so vor sich geht. Manchmal ist es in Gesprächen noch für eine kleine Überraschung gut, aber für die meisten um mich herum ist das alles zum Normalzustand geworden, denke ich. Und das ist wohl auch gut so.

Also, nach dem Blick zurück, lasst uns den Blick nach vorne richten, Auf Band zwei. Und nicht auf die Uhr, ich will heute noch ein paar Zeilen schaffen.

 

Eine schöne Woche euch allen!

 

 

 

 

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