Autorenblog

Monat: November 2018

Poetischer Lückenfüller ?

Weißer Nebel steigt entgegen

dem weißen Himmel, schwer vom Regen.

Diesig streicht der Winterwind

um die Häuser, in denen wir sind,

versucht, nach drinnen zu gelangen –

Ich hab` mir Schnupfen eingefangen.

 

Vergebt mir, wenn ich nicht lang schreibe

und lieber bei Klausuren bleibe,

kann nicht nur von Geschichten leben

und muss die Notenchancen heben,

das ist so allgemein verlangt

und auch als Lebenssinn erkannt.

 

Als Lückenfüller taugt es nicht,

das kleine Samstags-Quatschgedicht,

doch hoffte ich zu informieren

ohne euch Leser zu verlieren.

Bin nächste Woche wieder da,

mit Texten, wie es vorher war.

 

Genießt die kalte Winterzeit!

Wer möchte Wetten, ob es schneit?

 

Gedanken, Ideen und das ganze Durcheinander

„Alles denkbare wird einmal gedacht. Jetzt oder in der Zukunft.“

Dieses Zitat stammt aus Friedrich Dürenmatts Stück „Die Physiker“, genauer genommen von der Doktorin der Irrenanstalt, in der die Handlung stattfndet. Es ist die Aussage einer – Achtung, Spoiler!- Verrückten, die glaubt, für die Weltherrschaft bestimmt zu sein – aber trotzdem lassen mich die Worte immer wieder stutzen.

Sie implizieren, dass eine Idee immer irgendwann gedacht wird. Dass sie in keinster Weise von der Person abhängt, die sie zuerst ausspricht – ja, dass diese Person mit vermutlich nicht allzu geringer Wahrscheinlichkeit nicht einmal die erste Person ist, die diesen Einfall hatte.

Ideen brauchen uns nicht. Sie sind auch so da, und könnten jedem anderen dahergelaufenem Passanten einfallen.

Geschichten sind im Grunde nichts anderes als sehr komplexe Ideen. Wenn man also für Ideen annimmt, dass sie früher oder später von irgendjemandem gedacht werden, egal von wem, müsste man dasselbe also auch für Geschichten annehmen.

Wenn J.K Rowling Harry Potter nicht geschrieben hätte, hätte dann irgendwann, im nächsten Jahrhundert vielleicht, jemand anders sich daran gesetzt und die Zaubererwelt „erfunden“?

In einem anderen Buch, „Die Muschelmagier“ von Kai Meyer, wird diese Idee in einer etwas anderen Art angesprochen. Einer der dortigen Charaktere , der sich „Urvater“ nennt, beschreibt dort, dass viele Welten „wie Teller auf einem Stapel“ übereinander liegen, und dass einige wenige, Künstler, Maler, Geschichtenerzähler, in der Lage seien, in die anderen Welten hinüber zu blicken und dann allen anderen zu erzählen, was sie sehen. Im Grunde ist es dasselbe Konzept: Alles existiert bereits. Wir entdecken es nur und schreiben in gewisser Weise Beobachtungen auf, ohne es zu merken.

Ich fand diesen Gedanken faszinierend, als ich es damals zum ersten Mal gelesen habe. Und um ehrlich zu sein, mir gefällt die Vorstellung. Der Geschichtenerzähler als Beobachter und Entdecker, nicht als Schöpfer. Ich bin zu oft von meinen eigenen Geschichten überrascht worden, als dass ich letzteres behaupten könnte *lacht, ist aber unfähig das mit der Computertastatur darzustellen* .

Ich versuche das immer mit meiner kleinen „Amerikametapher“ zu erklären:

Christoph Kolumbus hat Amerika nicht aus dem Nichts herausgezaubert, er war einfach nur der erste, der zufällig darauf gestoßen ist. Eigentlich waren sogar schon andere vor ihm da. Aber die haben nie jemandem davon erzählt.

Autoren und Geschichtenerzähler sind dann diejenigen, die anfangen, Karten von der Idee, der Welt, über die sie gestolpert sind, zu zeichnen, damit andere sie auch finden können.

Und weil alle guten Dinge drei sind, hier noch ein letztes Zitat:

„Natürlich ist das alles in deinem Kopf. Aber warum sollte es deswegen nicht wirklich sein?“ – Albus Dumbledore, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes.

Natürlich existiert diese Welt nur in einem Buch. Aber warum sollte das bedeuten, dass sie nicht real ist? Sie ist im Buch, aber warum ist im Buch nicht wirklich?

Ich glaube, in einem Buch zu existieren ist der natürliche Zustand der Dinge. Weil alles, das gedacht werden kann gedacht wird. Das schließt auch uns mit ein. Irgendwo, in einer von Milliarden von Welten, ist irgendjemand auch über uns gestolpert und hat uns aufgeschrieben. Das macht uns nicht weniger real als wir sind.

Sind wir vielleicht selber nur Charaktere einer Geschichte? Ich sage, natürlich sind wir das!

Und nichts an dem Gedanken ist auch nur im Entferntesten unheimlich.

 

 

Seit ihr noch da? Gut. Ihr habt meinen (zugegebenermaßen) sehr philosophielastigen Beitrag (hoffentlich) unbeschadet überstanden!

Viel Spaß an eurem weiteren Wochenende!

P.S.: Ich plädiere stark für Emojis auf Computertastaturen

Von der Schwierigkeit, das eigene Buch zu beurteilen

„Für welches Alter ist dein Buch denn geeignet“

Diese Frage ist mir in letzter Zeit in der ein oder anderen Form öfter begegnet – und hat mich jedes Mal wieder ins Grübeln gebracht.

Natürlich, die Zielgruppe besteht aus eher jüngeren Menschen – aber wie jung?

Dem Alter der Protagonisten nach antworte ich normalerweise mit „Um die dreizehn“ und hoffe, dass es wohl ungefähr passt, aber am Überlegen bin ich trotzdem noch.

Direkt im zweiten Kapitel zerlegt ein Erdbeben ein Dorf in Schutt und Asche, es wird beschrieben, wie Personen von Häusertrümmern begraben werden – nicht besonders ausführlich zwar, aber es ist trotzdem da. Ist das zu viel?

Habe ich solche Bücher gelesen, als ich dreizehn war?

Würde ich diese Stelle vor einer Gruppe Kinder vorlesen wollen?

Ich weiß es einfach nicht genau.

In der Zeit, die man benötigt, um ein Buch zu schreiben, verbringt man sehr viel Zeit mit der Geschichte. Sie wächst zu einem Teil des eigenen Lebens heran und es wird immer schwerer, zu beurteilen, wie genau einzelne Stellen auf den Leser wirken könnten, weil jeder Satz an einer für einen selber mittlerweile selbstverständlichen Stelle steht und man die Naturgesetzte in dieser Fantasiewelt mittlerweile genauso mit einem Schulterzucken hinnimmt wie in der realen Welt die Schwerkraft.

Ich erinnere mich noch genau daran vor ein paar Jahren mit ein paar Gleichaltrigen während des Osterfeuers am Grill gestanden zu haben. Es war zwar Frühling, aber bereits später Abend und dank Abwesenheit der Sonne sehr kühl. Einer der Anderen scherzte, er würde gerne seine Hand auf das Grillrost legen, wenigstens wäre es dann warm, und ich antwortete, genauso scherzhaft, „Eine Lichtelfe könnte das.“ – Nur, um mich daran zu erinnern, dass niemand außer mir wusste, was Lichtelfen überhaupt waren und wieso um alles in der Welt ich auf einmal anfing, so einen Stuss zu reden.

Stellt ihr euch einmal vor, ihr wärt diese andere Person gewesen. Ihr hättet um einen warmen Grill herumgestanden, ein wenig gefroren, aber ansonsten eine schöne Zeit gehabt, und dann fängt dieses komische Mädchen, mit dem ihr seit Monaten kein Wort mehr gewechselt habt, an von Elfen zu faseln? Kein Wunder, dass Autoren oft für verrückt gehalten werden.

Für mich ist es unvorstellbar geworden, nicht zu wissen, was in diesem Buch passiert.

„Was soll das heißen, unter Wasser kann man nicht atmen?“, um an dieser Stelle mal meiner Elfe Juna den ungefähren Wortlaut zu stehlen. Genauso beginnt man als Autor irgendwann zu denken.

Vielleicht sollte ich das Zitat noch einmal umformulieren in. „Was soll das heißen, in anderen Büchern kann man unter Wasser nicht atmen?“ Das ist doch schließlich das natürlichste der Welt, auf dem Papier doch eher, oder etwa nicht?

Nein. Ist es nicht. Aber für mich ist es das geworden. Nach über fünf Jahren Arbeitszeit habe ich jede Fähigkeit verloren objektiv auf mein eigenes Werk zu blicken – oder wenn doch, dann ist es sehr schwer.

Wie sieht es mit euch aus? Fangt ihr an, die Raben zu grüßen, weil sie in eurer Märchenadaption in Wirklichkeit eine verwunschene Rockband sind? Oder wundert ihr euch morgens beim Aufstehen, dass selbsterhitzenden Pantoffeln mit eingebautem Internetanschluss, wie sie in eurer Sci-fi Novelle zur Grundausstattung gehören, noch nicht erfunden sind?

Wenn ja, dann lasst es mich wissen! In meiner kleinen Selbsthilfegruppe „Losing touch with reality“ ist noch Platz 😉

 

Eine schöne Woche euch allen noch. Lasst euch nicht von fliegenden Piraten entführen!

Worldbuilding – wer ist wie ?

Relativ am Anfang einer Geschichte muss man als Geschichtenerzähler beginnen, sich Gedanken über die Kulisse der Handlung zu machen:  Wie ist das Klima? Ist es unwirtlich oder eher nicht? Wo gibt es Hindernisse für die Charaktere?

In einem früheren Beitrag bin ich schon einmal kurz darauf eingegangen, dass diese „Grundvoraussetzungen“ der Geschichte den Verlauf des Weges, den die Helden gehen müssen, in nicht geringer Weise beeinflussen. Trotzdem möchte ich mich heute einem etwas anderen Aspekt des Worldbuildings zuwenden, der nicht weniger wichtig ist und oft noch genauer im Kopf behalten werden muss als der der einfachen Umgebung: Die Bewohner des Landes, dass man imaginär aus dem Boden stampft.

Dabei sind vor allem zwei Dinge wichtig, vor allem in Fantasygeschichten: Die Kultur, die man seinen Elfen oder Orks auf den Leib schreibt, und in gewisser Weiße ihre Anatomie, die sie in einigen Punkten einschränken oder auch unterstützen kann und den Schreiber selber hin und wieder vor schwierige Aufgaben stellt.

Bei mir beginnen solche Überlegungen oft mit Fragen. Ein Beispiel hierfür wäre die Entstehung einiger Merkmale der Lichtelfen:

Von Anfang an war relativ klar, dass die Lichtelfen Wesen sein würden, die, wie der Name auch sagt, sehr vom Licht abhängig sein würden. Ihre starke Abneigung gegen Wasser kristallisierte sich beim ersten Schreiben ebenfalls immer stärker heraus, und ich begann mich zu fragen, wie eine Gesellschaft, die sich so konsequent vom einzigen Fluss weit und breit fernhielt, ihren eigenen Flüssigkeitsbedarf deckte. Daraus resultierte dann die Frage, ob sie überhaupt Wasser benötigten. Ich war bis dahin davon ausgegangen, dass Lichtelfen ganz ähnlich wie Menschen funktionieren müssten, aber jetzt begann ich, mit anderen Ideen herumzuexperimentieren.

Zum Beispiel mit der Idee, dass Lichtelfen nicht weinen konnten. So passend es gewesen wäre, in schlimmen Situationen das verhasste Element über ihre Wangen laufen zu lassen, es kam mir bei genauerem Nachdenken nicht richtig vor. Ich erklärte diesen Umstand damit, dass sie nur sehr wenig Flüssigkeit in ihrem Körper hätten. Dann erinnerte ich mich aber daran, dass Flüssigkeit, namentlich Blut, einige wichtige Aufgaben im Körper hat, nicht zuletzt den Transport von Nährstoffen und ähnlichem, also ersetzte ich es in den Adern der Lichtelfen durch eine Art Gas.

Das ist die Form, in der die Lichtelfen es ins fertige Buch geschafft haben. Aber es bedeutet auch, dass diese Besonderheiten de Anatomie berücksichtigt werden mussten.

Ich durfte Juna nicht weinen lassen, obwohl es in einigen Situationen aus menschlicher Sicht genau die erwartete Reaktion auf Dinge, die passierten, gewesen wäre. Wie oft habe ich während des Schreibens schon händeringend vor dem Laptop gesessen, weil jeder andere Charakter an dieser Stelle in Tränen ausgebrochen wäre, wie es sich gehört – aber meine kleine Lichtelfe eine Alternative brauchte, die ihren Gefühlszustand trotzdem deutlich machte.

Ähnliches geschah auch bei der Entwicklung der Fähigkeiten, die die Meerjungfrauen haben.

Sie verwandeln sich in Schatten. So weit, so gut. Aber wo hat ein Schatten Ohren oder Augen? Kann er sehen oder riechen? Ich entschied, dass Meerjungfrauen, die als Schatten ja über dem Boden glitten, die Vibrationen durch diesen hindurch spüren müssten. Außerdem müsste zumindest unter Wasser ihr Unterwassersinn noch funktionieren, denn eine Fähigkeit die einem im Wasser nicht erlaubte, andere Lebewesen, die den Boden nicht berührten, was auf sehr viele Wesen, die im Meer leben inklusive der Meerjungfrauen, die gerade keine Schatten sind, zutrifft, den Meerjungfrauen wohl wenig Nutzen bringen würde.

Erst vor kurzem bin ich über diesen Teil meines eigenen Worldbuildings gestolpert, als ich aus Alinas Perspektive, die als Schatten unter der Decke hing, eine größere Personenansammlung beschrieb.

Instinktiv schrieb ich die Passage so, als würde sie von oben auf die Menge herunterblicken, bevor mir einfiel, dass dies gar nicht möglich war. Ich musste die Szene streichen und noch einmal komplett neu schreiben, so, dass es mit ihrer Sinneswahrnehmung übereinstimmte, was auch auf den weiteren Verlauf der Szene einen nicht unerheblichen Einfluss hatte.

Die Schwierigkeit ist, diese Wesen nicht wie Menschen zu behandeln, die einfach nur ein paar Superkräfte haben und lustig aussehen, denn das sind sie nicht. Wenn alles richtig gemacht wird, sollte eine Fantasiewelt nicht nach unseren Maßstäben funktionieren müssen – sie muss anders sein dürfen. Und wir müssen ihr beim Schreiben ermöglichen, dass sie das auch durchhält.

Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass der Leser nicht komplett den Überblick verliert oder angesichts absurder oder unlogischer Eigenschaften der Welt den Zugang zur Geschichte verliert.

Ich könnte natürlich noch viel mehr Beispiele nennen, aber ich befürchte, dass würde den Rahmen des Beitrags sprengen.

Wenn trotzdem jemand wissen möchte, wo die Lichtelfen ihre großen Augen herhaben oder sonst etwas, das in diese Richtung geht – Ihr wisst ja, wo ihr mich findet 😉

Eine schöne Woche euch allen noch!

© 2024 Frauke Mählmann

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