Mein erstes Buch ist jetzt so gut wie fertig und bereit, in die Welt entlassen zu werden. Immer öfter werde ich deswegen gefragt, wie ich mich dabei fühle, und ob ich aufgeregt bin.

Es ist das Ende eines langen Arbeitsabschnitts. Das ist natürlich schon etwas besonderes. Trotzdem ist mir eine Sache aufgefallen: Wenn ich mein Buch zur Hand nehme, oder vielmehr das Dokument aufrufe, wird mir vor allem bewusst, wie viel ich noch lernen muss.

In dieses Buch ist sehr, sehr viel Arbeit geflossen, und ich habe es so gut geschrieben, wie ich nur irgend konnte. Trotzdem sehe ich ganz deutlich, wo ich mich selber in der Zukunft noch verbessern kann.

Aber das gilt nicht nur für mein Buch: Auch andere Dinge, die ich schreibe, meine kleinen Wattpadgeschichten und Gedichte zum Beispiel, wirken ähnlich.

Soll das jetzt heißen, dass ich mir wünschte, das Buch noch einmal mehr, zum gefühlt 100. Mal überarbeitet zu haben?

Nein. Ganz sicher nicht.

Nein, aus dem einfachen Grund, dass ich nicht glaube, dass ich dann überhaupt irgendwann mit dem Überarbeiten fertig sein würde. Egal wie oft ich meine Geschichten „verbessern“ würde, ich würde immer wieder Dinge finden, Kleinigkeiten, die ich für verbesserungswürdig halten würde.

Wahrscheinlich würde ich das Buch dabei sogar nur „verschlimmbessern“ und es vollkommen entstellen, weil mir wöchentlich neue Dinge einfallen würden.

So geht man keine Projekte an. Man muss irgendwann an einen Punkt kommen, an dem man die Hände von der Tastatur nimmt und zu sich selber sagt: „Es ist gut so, wie es ist. Lass es los.“

In einem Interview wurde der Autor der „Gregs Tagebuch“-Reihe, Jeff Kinney, gefragt, ob er seine eigenen Bücher lese. Kinney verneinte und begründete es folgendermaßen: Es sei, als ob man sich selber von ganz nah im Spiegel betrachten würde.

Was er damit sagen wollte, war, dass einem dabei lauter Kleinigkeiten auffielen, die einen selber gewaltig stören, gerade, weil an sich selber und auch das Buch so viel besser kennt als alle anderen und sich durch vermeintliche Fehler persönlich betroffen und verantwortlich fühlt, und das, obwohl diese Kleinigkeiten anderen Menschen überhaupt nicht auffallen.

Ich glaube, dass das sehr gut zutrifft. Also, falls ihr gerade selber an irgendetwas arbeitet, ob ihr schreibt, zeichnet oder sonst etwas tut und verzweifelt, weil es einfach nie gut genug scheint: Habt den Mut, es gut sein zu lassen. Traut euch, es jemandem zu zeigen, der nicht so tief in euer Projekt verstrickt ist wie ihr, und wenn sie euch sagen, dass es gut geworden ist, dann glaubt ihnen es ruhig.

Denn wenn man immer nur weiter an einem Haus baut, kommt man nicht dazu, darin  zu wohnen.

Genießt euer Wochenende und auch die Woche danach!