Es gibt diese Tage, an denen weiß man einfach nichts zu berichten. Heute ist einer dieser Tage.

Damit mein Blog trotzdem nicht ins Sommerloch abdriftet, werde ich heute ein kleines Gedicht hochladen, dass ich ursprünglich für meine Wattpadseite ( Link ) geschrieben habe.

Es ist Teil einer Gedichtsammlung, die verschiedene Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen abbilden soll. Habt Spaß damit!

Lorelei

Die Finger an der Seite, die Stirn an der Scheibe:

Der Sitz, in dem ich heute Abend verbleibe.

Die Dämmerung steigt und gegenüber brennt Licht,

verschwommen erkenne ich dort dein Gesicht.

Ich kenne die Art wie du gehst, wie du rennst,

und wie du dir die Haare hinter die Ohren klemmst,

doch deinen Namen oder deine Zahl an Jahren,

das alles habe ich nie erfahren.

 

Das Buch, das du liest, hab auch ich in der Hand,

ich habe es gestern am Cover erkannt.

Du liest und ich lese und ich stelle mir vor

die Geschichte wäre für uns beide ein Tor.

Etwas, das uns bindet, etwas, das uns vereint,

weil alles andere mir sinnlos erscheint.

 

Das Buch handelt von Sagen, von alten Geschichten,

von Märchengestalten und fremden Gedichten.

Ich wünschte mir, ich könnte sie mit dir besprechen:

Siegfried ist tot, sollte Kriemhilde rächen?

Was denkst du?

 

Auf der Straße dazwischen ziehen späte Autos vorbei,

doch ich denke nur an dich, meine Lorelei.

Einen Menschen hinter Glas zu lieben tut weh,

doch egal, wie oft ich um Erhörung fleh:

Zwischen uns liegen Fenster, ein Abgrund aus Stein

Und meine eigene Angst – Nein, ich weih dich nicht ein!

 

„Ich habe mich oft gefragt, wie deine Stimme wohl klingt“,

denke ich, während das Rheinmädchen singt.

Man sagt, Sirenen sängen von des Opfers größter Begier,

also stünd eine vor mir, sie sänge von dir.

Ein Lächeln in deinen fernen, unereichbaren Augen,

dass du von mir träumst, dass möchte ich gerne glauben.

 

Der Seemann stirbt, und ein Teil von mir mit

als ER hinter dir wieder das Zimmer betritt.

 

Genießt euren Sommer und eine schöne Woche euch allen!