Wörter sind mit das Alltäglichste unseres Lebens. Wir benutzen sie ganz unbewusst zur Kommunikation, sei es in schriftlicher oder in gesprochener Form. Viel zu selten wird darüber nachgedacht, dass hinter jedem einzelnen dieser Wörter eine Entwicklung steht, in der sich oft Bedeutungsnuancen oder ein sich wandelnder Gebrauch wiederspiegelt. Besonders, wenn man auf die Wurzeln der Wörter schaut, kann es interessant werden.

So kann man anhand von Sprache zum Beispiel sogar einige Wanderungen in der Frühgeschichte der Menschheit nachvollziehen.

Dass viele europäische Sprachen ihre Wurzeln im Lateinischen haben ist allgemein bekannt und nicht weiter verwunderlich, lagen doch sämtliche Gebiete im Einflussbereich der Stadt am Tiber, – aber wusstet ihr, dass Deutsch nicht zu dieser Sprachfamilie gehört?

Deutsch grenzt sich nämlich insofern von den Sprachen seiner westlichen Nachbarn ab, als dass es zu den sogenannten indogermanischen Sprachen zählt. Was diese Sprachfamilie so interessant macht, ist ihr weites Verbreitungsgebiet, dass es schon seit sehr früher Zeit gibt. So gehört auch das alte indische Sanskrit zu dieser Sprachfamilie.

Genau, ihr habt richtig gehört. Indien.

Übrigens, was ich auch nicht wusste, bis ich für diesen Beitrag recherchiert habe, ist, dass auch die slawische Sprachfamilie, der die Sprachen unserer östlichen Nachbarn angehören, ein Zweig der indogermanischen Sprache ist.

Diese weite Verbreitung wirft die Frage auf: Wie kann da sein? Die Verbreitung der Romanischen Sprachen zum Beispiel lässt sich einfach erklären: Sie erfolgte durch Eroberung. Erst im antiken Zeitalter durch die Römer und dann, später, als Europa in alle Ecken der Erde aufbrach, durch spanische Conquistadore, englische Siedler und französische Kolonialisten. Aber die indogermanischen Sprachen? Ihre Verbreitung liegt schon sehr früh sehr gestreut vor , wie sich in den alten Sprachen zeigt, die sich schon damals in Asien und Europa fanden.

Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass die indogermanischen Sprachen alle auf eine Sprache zurückgehen. Das Volk, dass diese gesprochen hat, hat sich wohl irgendwann in Bewegung gesetzt und wanderte in die verschiedensten Richtungen davon – mit ihrer Sprache im Gepäck. Sie gelangten nach Ost- und Mitteleuropa, aber auch auf den indischen Subkontinent, und wo auch immer sie sich niederließen, wurde ihre Sprache den neuen Gegebenheiten angepasst. So entwickelten sich die verschiedenen Sprachen der Sprachfamilie.

Aufgrund dieses Umstandes kann man übrigens auch den ursprünglichen Lebensraum dieses Volkes rekonstruieren: Wörter wie „Birke“ haben in den meisten dieser Sprachen nach wie vor einen ähnlichen Wortstamm. Man geht also davon aus, dass diese Wörter schon in der Ursprungssprache enthalten waren und folglich im Leben derer, die sie Sprachen, eine Rolle gespielt haben müssen.

Das nächste Mal, wenn ihr den Mund aufmacht, um etwas zu sagen, denkt also daran: Die Wörter, die ihr benutzt, die Sprache, die ihr sprecht, ist beinahe so etwas wie eine kulturelle DNA, die, wie echte DNA auch, alle Spuren und Verweise auf Herkunft und Wandel trägt.

Ein schönes Woche! Der Beitrag ist leider ein wenig spät geraten – ich bitte vielmals um Verzeihung 😉