Schreiben ist nicht gleich Schreiben. Es gibt viele verschiedene Wege und Arten, an eine Geschichte heranzugehen und noch einmal doppelt oder dreimal so viele Schreibstile.

Einige Autoren stellen ihre Charaktere ins Zentrum ihrer Geschichte. Sie sind, was das Buch voran zieht, und der Plot fließt gesteuert durch ihre Emotionen dahin, sie sind das Herzstück des Werkes. Andere fokussieren sich beim Schreiben auf die Handlung. In diesen Büchern ist sie die treibende Kraft, die die die Charaktere herum schiebt. Es kommt immer ein wenig darauf an, welche der beiden Seiten die ist, die den Leser in ihren Bann ziehen soll, welche das Scheinwerferlicht abbekommt und ob der Plot auf die Charaktere reagiert oder die Charaktere auf den Plot, aber unabhängig davon, welche der Varianten man wählt, man darf die andere Seite auch nicht vernachlässigen. 

Soweit, so gut. Verschiedene Autoren haben verschiedene Vorlieben, und zu verschiedenen Zeiten oder Epochen sind verschiedene Stile beliebt bzw. in Mode gewesen (Hierzu: Ein älterer Blogbeitrag, der sich auf die Entwicklung des Plot/Charakter Verhältnises und „Der Herr der Ringe“ bezieht: https://frauke-maehlmann.de/schreibstile-im-laufe-der-zeit), aber alles bewegt sich irgendwo, zwischen „sehr charakterbetont“ und „sehr handlungsbetont“

So dachte ich zumindest.

Ich war nicht darauf vorbereitet, was mich in diesem Buch erwarten würde.

„Dieses Buch“ ist, wie einige wohl schon aus dem Titel erraten haben könnten, „The Hitchhiker´s Guide to the Galaxy“ oder auch, in der deutschen Übersetzung, „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Und der Grund, aus dem es mich so von den Socken gefegt hat, ist, dass es dieses kleine Weltbild von mir in die Hand nahm, mit den Schultern zuckte, und gezielt in der Abfalltonne versenkte.

Das Problem ist nämlich, dass die wahren Protagonisten dieses Buches nicht die Charaktere sind. Die wunderbar bunt zusammengewürfelte Gruppe aus schrägen Vögeln, die Adams seinen Lesern vorsetzt sind einzigartig und unheimlich interessant, aber trotz ihrer Originalität sind sie nicht die treibende Kraft hinter der Geschichte. Während sie von ihrem Kosmos hin und her geschleudert werden, sind ihre eigenen Wünsche oder Emotionen so unbedeutend, dass sie allerhöchstens als Material für Witze Verwendung finden. Es geht nicht um ihre Entwicklung. Arthur Dent überlebt als einziger Mensch die Zerstörung seines Heimatplaneten? Man, so etwas kann einem echt die Laune verderben, aber habe ich dir schon diesen coolen Typen mit den zwei Köpfen vorgestellt? Ein anderer Charakter stellt fest, dass er selber sein eigenes Gehirn so weit manipuliert hat, dass er einen ihm nun vollkommen unbekannten Plan verfolgt ohne es zu wollen? Kaum der Rede wert.

Dies führt dazu, dass die Charaktere sich fast ein wenig austauschbar anfühlen, was man daran merkt, das einige von ihnen für längere Zeit einfach so von der Bildfläche verschwinden können. Man fragt sich, wo sie geblieben sind, aber die Geschichte funktioniert genauso gut ohne sie. Sie sind offensichtlich nicht der Fokus der Geschichte.

Die Handlung allerdings auch nicht. 

Zwar schickt sie uns auf höchst unterhaltsame Art durch Raum und Zeit, aber auch sie ist nicht wirklich das, was das Buch ausmacht. Viele verschiedene Handlungsstränge werden aufgegriffen, lösen sich dann aber teilweise recht antiklimaktisch auf, mit den Erwartungen der Leser wird ein wenig gespielt, aber sie werden selten erfüllt. Nichts davon folgt dem gewohnten Weg eines Buches.

Sowohl die Charaktere, als auch die Handlung sind nichts weiter als Kulissen für den wahren Star:  Die schriftstellerischen Spielereien und den Humor, den Adams in seine Geschichte eingewoben hat.

Es ist in diesem Buch beinahe egal, wem was passiert. Es scheint so, als könnte man es komplett durch die normale Morgenroutine irgendeines X-beliebigen New Yorker Zeitungsverkäufers ersetzten, ohne, dass das Werk irgendetwas von seinem Charme einbüßen müsste. Es ist wirklich eine außergewöhnliche Art zu schreiben, die ich sonst noch nie so gesehen habe.

Es ist immer wieder schön, auf so eine Überraschung zu stoßen. Jeder schreibt anders, und einige setzten sich sehr von allen anderen ab. Das hier ist einer dieser Fälle.

Was man daraus mitnehmen kann ist, dass es in Ordnung ist, auf seine eigene Weise zu schreiben.

Wer weiß? Vielleicht stehst du mit deiner eigenen Art zu schreiben genauso auf einer Goldmine wie Douglas Adams.

 

Eine schöne Woche noch!