Eine Sprache, die Bilder im Kopf der Leser heraufbeschwört, ist ein essentieller Teil des Geschichtenerzählens. Oft werden hierfür veranschaulichende Mittel wie Metaphern oder Vergleiche genutzt, vor allem, wenn es um etwas abstraktes wie Gefühle oder Ähnliches geht, dass sonst schwer zu beschreiben ist.

Da stellt sich die Frage: Ist nicht das Schreiben, das Aufbauen und Ausformulieren einer Geschichte, auch etwas eher abstraktes, das sich nur durch Vergleiche wirklich erklären lässt?

Ich denke, ja. Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass ich aktiv nach solchen Vergleichen suche… eine Angewohnheit 😉 

Also, warum nicht einen Beitrag daraus machen? Hier folgt meine kleine Sammlung von Sätzen, die mit „Schreiben ist wie…“ beginnen.

 

Schreiben ist wie Puzzeln. Manchmal zumindest. Man hat einige Stücke zusammen, einige Szenen, von denen man weiß, wie sie ablaufen werden, aber manchmal ist eine Lücke zwischen ihnen. Ein Puzzelteil fehlt, und man kriecht über den imaginären Boden, um dieses letzte Stück irgendwo doch noch zu entdecken. Versteckt es sich vielleicht hinter dem Charakter-Arc dieses Nebencharakters? Oder ist es unter das Worldbuilding gerutscht? Ohne diese eine Stelle scheint die Geschichte unvollständig zu sein. Man hat zwar die Eckstücke beisammen und ein Bild ist zu erkennen, aber in der Mitte prangt ein hässliches Loch, das gefüllt werden muss. Es kann aber auch so sein, dass verschiedene Stücke an verschiedene Stellen zu passen scheinen – dann muss man ein wenig herumprobieren, bis alle Zacken gut ineinander greifen und das fertige Ding vor einem liegt. Und weil ich Puzzle nie gerne mehr als einmal zusammengesteckt habe, ist, wenn alles fertig ist, nur noch eins zu tun: Alles auf Pappe zu fixieren und es stolz aufzuhängen. Aber das ist nur eine persönliche Vorliebe.

Schreiben ist, als würde man an einem Holzstück herumschnitzen, und einfach nicht aufhören. Vielleicht schnitzt man einen Löwenkopf, fängt an, die groben Züge des Tieres in das Material zu schneiden, arbeitet die Details immer feiner heraus, bis es als solcher erkennbar ist. Aber dann macht man trotzdem noch weiter, weil man immer noch Stellen findet, an denen dies oder das noch ein bisschen mehr abgerundet oder herausgestellt werden könnte, so lange, bis man mit einer Nadel daran herumkratzt und die Details selber fast nur noch mit einer Lupe erkennt, Irgendwann muss man aber aufhören. Sonst ist kein Löwenkopf mehr da.

Schreiben ist, als würde man ein Buch rückwärts lesen. Man kennt das Ende, findet aber erst nach und nach heraus, wie es wirklich dazu kam und wieso die Dinge so stehen wie sie es tun. Dinge, die man als gegeben hingenommen hat, beginnen, Sinn zu ergeben, während man über Begebenheiten stolpert, von denen man nicht wusste, dass sie vor diesem Ende passieren müssten.

Schreiben ist, als müsste man jemandem mit Händen und Füßen eine Wegbeschreibung geben. Man hat genau die Bilder der Orte und Straßen im Kopf, denen der Fremde folgen muss, ist aber in der Kommunikation auf ein Medium beschränkt und hat keine Möglichkeit zu überprüfen, ob der Gegenüber die Hinweise versteht.

Schreiben ist, als ob man blind einen Marathon läuft. Weil man es nicht sehen kann, fühlt es sich so an, als würde man dem Ziel nie näher kommen. Man läuft und läuft, und irgendwann beginnt man sich zu fragen, ob da überhaupt jemals ein Ende kommt. Bis man irgendwann angekommen ist. Dann fragt man sich nur noch, wie um alles in der Welt man von dort, wo man die Augenbinde angelegt hat und los gelaufen ist, an diesen vollkommen anderen Ort gelangen konnte.

Diese Liste mit fünf Beispielen ist natürlich alles andere als vollständig. Wenn ihr weitere Ideen habt, schreibt sie in die Kommentare! Ich bin gespannt, wie eure „Schreiben ist wie…“ Sätze aussehen.

Eine schöne Woche euch allen.

In der nächsten Woche wird es voraussichtlich keinen Beitrag geben – Ich werde im Urlaub sein.